Der naive Wanderer am digitalen Weltenrand

Der Wanderer am Weltenrand, so berichtet Camille Flammarion 1888, war ein naiver Mensch des Mittelalters, der eine Stelle entdeckte, wo Himmel und Erde sich zwar berührten, aber nicht gut verschweißt waren. So war er in der Lage, einen Blick hinter den Horizont zu werfen.1 Der bekannte Holzstich zu der Geschichte dient bis heute als Illustration der kopernikanischen Wende und anderer Zäsuren der Wissenschaftsgeschichte. Das Motiv ist uns durch moderne dystopische Literatur ebenfalls bekannt: Die Protagonistin stolpert durch Zufall hinter die Bühne der Welt und wird auf die dort verborgenen Mechanismen aufmerksam, die nicht unbedingt zum Vorteil aller Menschen ihre Geschicke bestimmen. »

Tausche smarte Technik gegen dumme

Wer sich auf technische Artefakte verlassen muss, weil Leib und Leben oder gar guter Kaffee davon abhängen, wird einen großen Bogen um smarte Technik schlagen. Das ist klug.

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Unsere Publikation

Per Anhalter durch die Turing-Galaxis Es ist ein wenig still geworden im Blog, und dies ist der Grund: Wir haben den Daumen am Ende der Galaxis ausgestreckt und sind als Anhalter bei sehr vielen Kartographen der Turing-Galaxis mitgefahren. Das Ergebnis gibt es als Buch zu kaufen (toter Baum) bzw. als epub zum Herunterladen (torrent). Das Buch ist ein subjektiver Querschnitt aus dem gesamten Bereich der Informatik und Gesellschaft, dabei reichen die Texte von persönlichen Briefen an Wolfgang Coy bis hin zu abwatschender Wissenschaftskritik, oder dem Aufruf, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. »

Corinna Bath: „Diffractive Design“

Abstract Der unten wiedergegebene Text ist ein Gedächtnisprotokoll eines Vortrags von Corinna Bath, in dem sie über ihr Habilitationsprojekt „Diffractive Design intelligenter Maschinen: Wie lässt sich die Modellierung des Humanen in der Informatik feministisch gestalten?“ sprach. Darin vertrat sie die These, dass die Informatik eine Disziplin ist, in der es im Wesentlichen um die Modellierung des Humanen geht und damit stets auch Vergeschlechtlichungen der informatischen Artefakte verbunden ist. Diese These diente ihr als Grundlage zur Analyse informatischer Tätigkeit. »

Die Zugänglichkeit des kulturellen Erbes

»Authorized Personnel Only« Gedanken zur Zugänglichkeit des kulturellen Erbes von Elisabeth und Constanze Das kulturelle Erbe, also im weiteren Sinne die Kulturgüter und Praktiken der Lebensgestaltung einer Gesellschaft, und deren digitale Zugänglichkeit ist das Thema eines Beitrags, den Elisabeth und ich anlässlich der Tagung Kultur und Informatik im Mai in Berlin geschrieben haben. Als initiales Beispiel für den Beitrag haben wir die aus der Bronzezeit stammende Himmelsscheibe von Nebra herangezogen, die großes öffentliches Interesse hervorgerufen hat und Gegenstand gleich mehrerer Gerichtsverfahren war (LG Halle, Beschluß vom 18. »

»Shapes of Things to Come«: Christoph Markschies

Eine Freundin fragte mich gestern, ob ich denn schon alle Euro-Scheine aussortiert hätte, deren Seriennummer mit einem »Y« beginnen. Auf meinen offensichtlich dämlichen Gesichtsausdruck hin erklärte sie mir, dass es sich hierbei um die griechischen Banknoten handelten, die eventuell schon bald aus dem Verkehr gezogen werden müssten; gesetzt natürlich, dass Griechenland aus der Gemeinschaftswährung ausstiege. Und natürlich, dass dies ein Scherz gewesen sei. Der Euro als Konversationsanlass? Geld, meist in Form von Münzen, war schon immer auch ein Träger von Information, ein Anlass für Gespräche und Geschichten, erinnerte Christoph Markschies, seinerzeit frisch gebackener Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin, seine Zuhörer in einem sehr kurzweiligen Vortrag zu vergangenen Informationsgesellschaften. »

»Shapes of Things to Come«: Arnold Picot

Die Hoffnung auf neue Möglichkeiten der Kapitalakkumulation mittels der Erschließung im Internet entstehender virtueller Märkte beflügelte Ende der 1990er Jahre viele westliche Ökonomen zu Thesen über globale Veränderungen von Wirtschaftsstrukturen. Thesen über neue Wertschöpfungsnetze mit differenzierten Preismodellen und individualisierten Kundenangeboten beispielsweise. Thesen, über die Arnold Picot auf das von ihm mit zahlreichen anderen Kollegen aus den Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften 1999 erstmals veröffentlichte Buch »Internet-Ökonomie« rückblickend im Jahre 2006 räsonierte. Das war damals auf der Tagung »The Shapes of Things to Come«. »

»Shapes of Things to Come«: Thomas Hoeren

Zur damaligen Verfasstheit des Urheberrechts im Jahre 2006 äußerte sich Thomas Hoeren in zehn provokativen Thesen und bilanzierte, dass es um die Zukunft des Wissenschaftlers (aber auch der anderen Urheber) in der Bundesrepublik schlecht bestellt ist. Von Enteignung, Rechte-Buy-out oder dem Zusammenbruch einer monopoltragenden Verwertungsgesellschaft als Schutzpatronin der Urheber war die Rede. Stellen wir diesen zeitdiagnostischen Schnappschuss den aktuellen Ereignissen der ACTA-Proteste gegenüber, bemerken wir zuerst, dass sich die immateriellen Eigentumsrechte zu einem ausgewachsenen Politikum entwickelt haben. »

Was die Kabbala erträumte

Er ist im Oktober vergangenen Jahres verstorben: Friedrich Kittler, 1943 in Sachsen geboren und seit 1993 Professor für Ästhetik & Geschichte der Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin, 2008 emeritiert. Von dem Literaturwissenschaftler und Medienphilosoph ging die Gründung der „Berliner Schule“ einer technikorientierten Medientheorie aus. Seine Habilitation „Aufschreibesysteme 1800/1900“ aus dem Jahr 1984 gilt nach vielen Querelen bei ihrer Begutachtung heute als Standardwerk. Friedrich Kittler wusste, dass der Computer den Begriff der Medien okkupieren und selbst zum Medium schlechthin werden würde. »

Für eine Lösung des Halteproblems!

Alan Turing bewies 1936, dass nicht algorithmisch entschieden werden kann, ob ein Computerprogramm mit einer gegebenen Eingabe mit der Berechnung irgendwann fertig wird, also zu einem Endergebnis kommt. Dieses fundamentale Prinzip der theoretischen Informatik wird von Programmierern und vor allem deren Auftraggebern regelmäßig ignoriert, als sei es dadurch nicht mehr vorhanden. Ob Staatstrojaner, Facebook oder Betriebssysteme: Es kann insbesondere (in endlicher Zeit) nicht entschieden werden, ob bestimmte Berechnungen von der Software nicht vorgenommen werden. »